Wenn Arbeit krank macht

erstellt 15. Oktober 2024, author: Uscha Ennulat

Die unsichtbare Last der psychischen Belastung

Burnout - Psychotherapie U. Ennulat
Image by Ulrike Mai from Pixabay

 

Arbeit nimmt einen großen Teil unseres Lebens ein. Sie kann uns sowohl Erfüllung als auch Belastung bringen. Verschiedene Faktoren am Arbeitsplatz können jedoch zur Überlastung führen und unsere psychische sowie physische Gesundheit gefährden.

Während körperliche Belastungen, wie ergonomisch schlechte Arbeitsplätze oder Lärmbelastung, oft leicht erkannt und gemessen werden können, bleibt die psychische Belastung häufig unbeachtet – mit gravierenden Folgen für die Betroffenen und Unternehmen.

 

 

 

Was sind belastende Faktoren auf der Arbeit?

 

Es gibt viele Faktoren, die dazu führen können, dass Arbeit krank macht. Dazu zählen unter anderem:

  • Körperliche Belastung: Lange Arbeitszeiten, monotone Tätigkeiten oder fehlende Pausen führen oft zu Erschöpfung und körperlichen Beschwerden.
  • Mangelnde Unterstützung: Fehlende Anerkennung, schlechte Führung oder fehlende Rückendeckung durch Vorgesetzte und Kollegen führen zu Stress und dem Gefühl, allein gelassen zu sein.
  • Schlechtes Betriebsklima: Spannungen zwischen Kollegen oder Vorgesetzten, Mobbing und Konflikte führen zu einem toxischen Arbeitsumfeld.
  • Fehlende Flexibilität: Starr regulierte Arbeitszeiten und geringe Möglichkeiten, private und berufliche Anforderungen in Einklang zu bringen, setzen viele Menschen zusätzlich unter Druck.

Psychische Belastung auf der Arbeit ist eine unterschätzte Gefahr

Besonders gravierend sind jedoch die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz. Sie sind oft subtiler und schwerer zu erkennen als physische Gefahren, aber nicht weniger schädlich.

Diese Faktoren spielen eine zentrale Rolle:

  • Zeit- und Entscheidungsdruck: Mitarbeiter stehen oft unter ständigem Zeitdruck, müssen schnelle Entscheidungen treffen und fühlen sich dabei überfordert.
  • Hohe Arbeitsdichte: Immer mehr Aufgaben in immer kürzerer Zeit – viele Mitarbeiter haben das Gefühl, nie fertig zu werden. Der Berg an Arbeit scheint endlos.
  • Hohe Erwartungen und Erfolgsvorgaben: Immer bessere Ergebnisse, immer höhere Ziele – der Druck, diesen Erwartungen gerecht zu werden, lässt kaum Raum für Fehler oder Pausen.
  • Arbeitsplatzunsicherheit: Befristete Verträge oder drohende Kündigungen sorgen für Existenzängste und ständigen Stress.
  • Fehlende Wertschätzung: Wenn die geleistete Arbeit nicht anerkannt wird, sinkt die Motivation, was zu Unzufriedenheit und Frustration führt.

 

Wie kann man die psychische Belastung auf der Arbeit messen? Welche Maßnahmen können Arbeitgeber ergreifen?

Psychische Belastungen sind nicht so einfach zu erkennen wie physische, aber sie können gemessen werden. Arbeitgeber haben die Verantwortung, solche Gefahren zu identifizieren und zu minimieren. Methoden zur Erfassung der psychischen Arbeitsbelastung sind:

  • Mitarbeiterbefragungen: Regelmäßige anonyme Befragungen können wertvolle Einblicke in die psychische Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeiter geben.
  • Gefährdungsbeurteilung: Arbeitgeber sind gesetzlich verpflichtet, Gefährdungsbeurteilungen durchzuführen, die neben physischen auch psychische Risiken am Arbeitsplatz erfassen müssen.
  • Interviews und Workshops: Offene Gespräche und Workshops zur Arbeitsbelastung ermöglichen es, konkrete Probleme anzusprechen und Lösungen zu entwickeln.

Was können Arbeitgeber tun?

Arbeitgeber, die die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter schützen, können von gesünderen, produktiveren und motivierteren Teams profitieren. Hier sind einige Maßnahmen, die helfen können:

  • Arbeitszeit flexibilisieren: Flexiblere Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und die Förderung einer besseren Work-Life-Balance reduzieren Stress und Überlastung.
  • Realistische Ziele setzen: Klare und realistische Erwartungen und Vorgaben geben den Mitarbeitern die Möglichkeit, ihre Arbeit erfolgreich zu bewältigen, ohne sich überfordert zu fühlen.
  • Fortbildung und Unterstützung: Schulungen zu Stressmanagement, Achtsamkeitstraining und psychologischer Unterstützung stärken die Resilienz der Mitarbeiter.
  • Wertschätzung fördern: Regelmäßiges Feedback und Anerkennung fördern die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter.
  • Sicherheiten bieten: Feste Arbeitsverträge und Arbeitsplatzsicherheit nehmen den Druck von den Schultern der Mitarbeiter.

Der Preis von psychischer Belastung am Arbeitsplatz

Die Vernachlässigung der psychischen Gesundheit kann für Arbeitgeber teuer werden. Studien zeigen, dass psychische Erkrankungen, wie Burnout oder Depressionen, zu längeren Krankheitsausfällen führen. Die damit verbundenen Kosten sind erheblich:

  • Produktivitätsverlust: Kranke Mitarbeiter fehlen oder leisten weniger, was sich direkt auf die Produktivität auswirkt.
  • Höhere Fluktuation: Gestresste Mitarbeiter neigen dazu, ihren Job zu wechseln, was zusätzliche Kosten für Neueinstellungen und Einarbeitung verursacht.
  • Schlechte Arbeitsmoral: Ein Umfeld, das keine Rücksicht auf die psychische Gesundheit nimmt, sorgt für Frustration und Unzufriedenheit im gesamten Team.

 

Fazit: Der Schutz der psychischen Gesundheit ist unerlässlich

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit der Mitarbeiter und für die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Arbeitgeber sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und Maßnahmen ergreifen, um die psychische Gesundheit zu fördern. Dies ist nicht nur ein Zeichen guter Führung, sondern auch eine Investition in den langfristigen Erfolg des Unternehmens. Denn gesunde Mitarbeiter sind motivierte, produktive und engagierte Mitarbeiter. 

 

Weiterführende Informationen:

• Sind Sie von Burnout oder Depression persönlich betroffen? Oder vermuten Sie, daß ein*e Angehörige*r oder Kollegin betroffen sein könnte? Hier finden Sie Informationen über das Krankheitsbild sowie Therapieangebote.